Die Jahrhunderte prägten für unser Dorf eigenen Namen: Leytensceith, Littenscet, Lechtensceth, Lysscheiit, Lichscheidt. Es sind einmalige Worte, die in Ihrem germanischen Klang und in Ihrer ureigenen Schreibweise dem Nibelungeliede entnommen sein könnten. Alle diese Namen wollen wohl eine gewisse Freude zum Ausdruck bringen: Nach dem Roden des Urwaldes erhält nun das Licht der Sonne freien Eingang. – Die Endsilben –sceith, -scet, scheiit, scheidt bezeichnen jede Art von Grenzen. Ja hier scheiden sich Licht, Wetter, Wasser und sogar die Trachten, selbst eine politische Grenzlinie lief durch unsere Dorflage, hier Lehngau, drüben Hessen. Unsere Wasser fließen zum Rhein: Über der Hohen Warte närdlich beginnt das Stromgebiet der Weser.
Oft taut der Vorfrühling die letzten Schneereste hier weg, während im nahen Winterscheid die Wasserträger wegen der Straßenglätte sich nur vorsichtig fortbewegen können. Unter den Dörfern des Gilserberger Hochlandes ist Lischeid die südlichste Siedlung. Hier wird der Frühlingssieg des Lichtes wohl zuerst gespürt. Ihn verkünden die zarten Blüten des Seidelbastes und die Goldblume Huflattich, gerade sie legt bei uns recht früh den schützenden Knospenmantel ab.
Als Lischeid noch in der Gemarkung Kleinrode (Klein Rodde) lag, umgab jeden Hof das Gärtchen mit den Wiesen und Feldern. Davon zeugt noch der Bauernhof Mattheis, der in seiner Ursprünglichkeit selbst mit dem Namen erhalten geblieben ist.